Ausbau des betrieblichen Gesundheitsmanagements
Betriebliches Gesundheitsmanagement ist heutzutage ein wichtiges strategisches Element für alle Unternehmen, denn gesunde und leistungsfähige Mitarbeitende sind ein entscheidender Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg.
- Erhaltung der Arbeits- und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden
- Senkung von Krankheitsständen im Unternehmen
- Steigerung der Arbeitgeberattraktivität im "War for Talents"

Betriebliches Gesundheitsmanagement
Was ist betriebliches Gesundheitsmanagement?
- Die Definition von betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) ist denkbar einfach: Es handelt sich dabei um die Gesamtheit aller Maßnahmen, die Betriebe und Unternehmen ergreifen, um die Gesundheit der Mitarbeitenden zu verbessern und die Lebensqualität am Arbeitsplatz zu steigern.
Warum setzen Unternehmen BGM ein?
Betriebliches Gesundheitsmanagement war lange Zeit „nice to have“, aber das ändert sich derzeit. Ein Grund dafür ist unter anderem der demographische Wandel: Die Mitarbeitenden werden im Durchschnitt immer älter und gehen später in Rente, und neues Personal – insbesondere Fachkräfte – ist zunehmend schwerer zu bekommen. Das Interesse der Unternehmen am Erhalt der Arbeitskraft ihrer Mitarbeitenden ist deutlich gestiegen. Daher ist das BGM in vielen Großunternehmen und Konzernen bereits fest etabliert, bietet jedoch auch für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) sehr viele Vorteile. Denn wer in die Gesundheit seines Teams investiert, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Mitarbeitenden seltener krankheitsbedingt ausfallen. In der Regel sind sie auch motivierter, leistungsstärker und fühlen sich im Unternehmen wohl – was sich wiederum in einer sinkenden Fluktuation widerspiegeln kann.
- Eine Studie der Initiative Gesundheit und Arbeit der gesetzlichen Kranken- und Unfallversicherungen hat ermittelt, dass jeder Euro, der ins betriebliche Gesundheitsmanagement investiert wird, einen Return on Investment von 2,73 € bringt. Das bedeutet: Unternehmen, die 10.000 € ins BGM investieren, sparen aufgrund geringerer Krankheitsstände mittelfristig 27.300 € ein.

Vorteile des betrieblichen Gesundheitsmanagements
Das BGM bringt zahlreiche Vorteile für Unternehmen mit sich. Damit diese ihre volle Wirkung entfalten und zum Erfolg des Unternehmens beitragen können, braucht es klare Ziele, sowohl auf strategischer als auch auf operativer Ebene.
- Erhaltung der Arbeits- und Leistungsfähigkeit
- Senken von Krankheitsständen
- Steigerung der Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit
- Mitarbeiterzufriedenheit
- Erhaltung von Wissen und Kompetenz
- Minimieren von Arbeitsunfällen
- Steigerung der Arbeitgeberattraktivität
Strategische und operative Zielsetzung
Betriebliches Gesundheitsmanagement ist weniger zielführend, wenn darunter nur eine Reihe nicht zusammenhängender Maßnahmen zur Gesundheitsförderung verstanden wird. Idealerweise orientiert sich das BGM an den Unternehmenszielen und zahlt auch darauf ein. Strategische Ziele sind oft eher abstrakt und auf einen langen Zeitraum abgestimmt. Um sie zu erreichen, sollten sie in konkrete, operative Ziele zerlegt werden. Wenn es beispielsweise das strategische Ziel ist, die Arbeitsunfälle um 50 % zu senken, so können sich daraus mehrere konkrete operative Ziele ergeben, wie etwa die Folgenden:
- Einführung verbesserter Schutzhelme in allen Produktionsstätten binnen der nächsten 12 Monate
- Frequenz der Sicherheitsschulungen von halbjährlich auf vierteljährlich erhöhen
Wichtig ist dabei, dass die Ziele an die tatsächlichen Gegebenheiten angepasst werden. Wenn beispielsweise in einigen Produktionsstätten keine oder eine nur geringe Gefahr einer Kopfverletzung besteht, dann wäre die Einführung neuer Schutzhelme nicht erforderlich. SMART definierte Ziele im BGM haben den Vorteil, dass sie für jeden klar und verständlich sind und am Ende einer Maßnahme eindeutig festgestellt werden kann, ob das Ziel erreicht wurde oder nicht.
Spezifisch
Das Ziel sollte klar, eindeutig und genau beschrieben werden.
Messbar
Die Kriterien für die Zielerfüllung müssen quantifiziert werden, zum Beispiel „Arbeitsunfälle um 50 % senken“ anstelle von „weniger Arbeitsunfälle“.
Attraktiv
Die Erreichung des Ziels muss für alle daran Beteiligten Vorteile bieten.
Realistisch
Die Ziel sollte anspruchsvoll sein, aber dennoch erreichbar.
Terminiert
Das Ziel soll zu einem festgelegten Zeitpunkt ereicht werden.
Die Messbarkeit ist eines der Kriterien von SMARTen Zielen; bei manchen Zielen ist diese Bedingung leicht zu erfüllen, weil die erforderlichen Kennzahlen problemlos zu ermitteln sind. Bei anderen ist es ein wenig schwieriger, weil die entsprechenden Vergleichswerte erst noch ermittelt werden müssen. Man spricht hier auch von „harten Kennzahlen“ und „weichen Kennzahlen“.
Harte Kennzahlen können meist schnell aus den vorliegenden Daten ermittelt werden. Es handelt sich dabei um objektive Fakten wie:
- Krankentage
- Arbeitsunfälle
- Kündigungen
Weiche Kennzahlen messen in der Regel das subjektive Empfinden der Mitarbeitenden. Dieses kann mit anonymen Befragungen ermittelt werden:
- Generelle Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber
- Einschätzung der Arbeitsatmosphäre
- Qualität der Arbeitsausstattung
So können BGM-Ziele in der Praxis umgesetzt werden:
Beispiel: Arbeitszufriedenheit
- Problem: Eine Befragung hat ergeben, dass 28 % der Mitarbeitenden mit ihrer Situation am Arbeitsplatz nicht oder nur teilweise zufrieden sind.
- BGM-Ziel: Erhöhung der Arbeitsplatzattraktivität durch Zusatzleistungen wie betriebliche Krankenversicherung oder andere Benefits
- Kennzahl: Senkung des prozentualen Anteils der Mitarbeitenden, die mit ihrer Arbeitssituation nicht zufrieden sind auf unter 20 % innerhalb von sechs Monaten
BGM-Konzept: Umsetzung in der Praxis
Für die erfolgreiche Implementierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements empfiehlt es sich, vorab ein durchdachtes Konzept zu erarbeiten. Definieren Sie darin die wichtigsten Maßnahmen und legen Sie fest, welche Ressourcen – Budget, Mitarbeitende, Zeit – Sie dafür einsetzen wollen. In der Praxis hat es sich bewährt, den gesamten Prozess in vier Phasen aufzuteilen. Das sorgt nicht nur für eine strukturierte Umsetzung, sondern auch für maximale Transparenz.

Für die Bedarfsanalyse sollten Sie alle zur Verfügung stehenden Daten nutzen: Fehlzeiten, Kündigungen, Arbeitsunfälle, Gefährdungsbeurteilungen und Ähnliches. Neben den harten Fakten können Sie über beispielsweise eine anonyme Mitarbeiterbefragung herausfinden, wie es um Wohlfühlfaktor und Teamgeist bestellt ist und wie die Mitarbeitenden die Arbeitsbedingungen empfinden. Prüfen Sie auch, ob es bereits Prozesse, Strukturen oder Angebote im Unternehmen gibt, die in das BGM mit einbezogen werden können, zum Beispiel der Betriebsarzt oder Sport- und Fitness-Angebote.
Aus den Ergebnissen der Bedarfsanalyse werden dann strategische und operative BGM-Ziele abgeleitet. Zum Beispiel: Sie haben ermittelt, dass Ihre Mitarbeitenden im Durchschnitt 12,3 Tage pro Jahr krankheitsbedingt fehlen. Dann kann ein Ziel lauten, diese Zahl auf unter 10 zu senken. Ziele sollten hierbei am besten SMART formuliert werden.
Abschließend erfolgen Strukturbestimmungen und der Ressourcenplanung. Hier legen Sie fest, wer welche Maßnahmen im BGM verantwortet und wie die Aufgaben verteilt werden. In der Praxis bietet sich hier ein Arbeitskreis an, der aus Führungsebene und Mitarbeitenden sowie einem BGM-Beauftragten besteht. Zu den externen Akteuren gehören unter anderem Krankenkassen, Sport- und Fitness-Anbieter und natürlich die Krankenversicherungs-Anbieter. Letztere können mit einer betrieblichen Krankenversicherung (bKV) einen wertvollen Teil zum BGM beisteuern.
Um die festgelegten Ziele zu erreichen, benötigen Sie in dieser Phase entsprechende Maßnahmen. Das können präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Krankheiten und Unfällen oder korrektive Maßnahmen zur Beseitigung vorhandener gesundheitlicher Missstände sein. Behalten Sie bei der Auswahl der Maßnahmen immer die Ziele im Blick. Insgesamt gibt es drei Kategorien von gesundheitsfördernden Maßnahmen:
Verhaltensbezogene Maßnahmen
Hierbei handelt es sich um Maßnahmen, die die Kompetenzen Ihrer Mitarbeitenden hinsichtlich ihrer eigenen Gesundheit fördern sollen. Dazu gehören zum Beispiel Gymnastikkurse, Kochkurse oder Bereitstellung von gesundem Essen und Getränken, aber auch Beratungsleistungen zur Pflege von Angehörigen oder zur Suchtprävention.
Verhältnisbezogene Maßnahmen
Hier geht es in erster Linie um Arbeitsschutz und die gesundheitsfördernde Einrichtung der Arbeitsumgebung. Höhenverstellbare Schreibtische und ergonomische Tastaturen in den Büros oder Stehhilfen und Schutzhelme in der Produktion gehören in diese Kategorie.
Systembezogene Maßnahmen
Aufgabe des Unternehmens ist es, einen respektvollen und wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitenden zu pflegen und ihnen das Gefühl zu vermitteln, ein wichtiger Teil des Teams zu sein. Dabei helfen Teambuilding-Veranstaltungen oder gemeinsame gesundheitsfördernde Maßnahmen wie zum Beispiel Betriebssportmannschaften oder die Teilnahme an einem Firmenlauf.


Während die ersten beiden Phasen der planvollen Vorbereitung dienen, geht es in der dritten Phase an die Umsetzung. Binden Sie die Mitarbeitenden auch in dieser Phase so weit wie möglich ein und nehmen Sie deren Bedenken gegen einzelne Maßnahmen ernst. Trotz aller Planung kann es vorkommen, dass nicht alles wie gewünscht läuft. Reagieren Sie in solchen Fällen flexibel, anstatt stur am Plan festzuhalten. Wenn Sie die ersten beiden Phasen sorgfältig bearbeitet haben, sollte diese Phase jedoch weitestgehend reibungslos verlaufen.
In der letzten Phase geht es nun darum, den Erfolg der Maßnahmen zu messen. Betriebliches Gesundheitsmanagement ist kein Selbstzweck, sondern verfolgt klare Ziele, die Sie in der ersten Phase definiert haben. Überprüfen Sie, ob diese Ziele erreicht wurden. Beachten Sie aber, dass manche Maßnahmen eine gewisse Zeit benötigen, um messbare Effekte zu erzielen. Sind die erwünschten Ziele nicht erreicht, geht es an die Optimierung der Maßnahmen: Welche Maßnahmen sollten fortgeführt werden, welche eingestellt und was sind die Alternativen? Zusätzlich können Sie sich aber auch ehrgeizigere Ziele setzen, denn es lohnt sich immer, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu fördern. Betrachten Sie das BGM als einen kontinuierlichen Prozess: Die Daten der Evaluation bilden den neuen Status Quo und damit die Basis für neue Ziele, neue Maßnahmen und eine erneute Evaluation.

Kostenloser Leitfaden
In unserem Leitfaden zum BGM verraten wir Ihnen weitere spannende Tipps bei der Implementierung von gesundheitsfördernden Maßnahmen.
Digitale BGM-Maßnahmen
Unsere Welt wird digitaler – diese Entwicklung macht auch vor dem betrieblichen Gesundheitsmanagement nicht halt. Die Bedeutung von digitalem Gesundheitsmanagement – oft auch BGM 4.0 genannt – wächst und gibt Unternehmen eine Reihe neuer Maßnahmen zur Gesundheitsförderung an die Hand. Klar ist aber auch: Digitales BGM ersetzt bestehende Konzepte nicht, sondern ist eine sinnvolle Ergänzung und bringt zahlreiche Vorteile mit sich: Auch Mitarbeitende im Home-Office oder in Zweigstellen können die Maßnahmen nutzen, denn die Durchführung ist orts- und zeitunabhängig. Außerdem können digitale Maßnahmen einfach personalisiert und individualisiert und der Erfolg und die Akzeptanz der Maßnahmen sehr viel leichter gemessen werden. Daher ist das digitale BGM prinzipiell für alle Unternehmen sinnvoll. Besonders empfehlenswert – wenn nicht sogar zwingend – ist es aber für Firmen, die…
- verschiedene Niederlassungen haben
- eine hohe Homeoffice-Office-Quote haben
- viele Mitarbeitende im Außendienst beschäftigen
- über multinationale Standorte verfügen
Tools, Instrumente und Maßnahmen des digitalen BGM
Tools, Instrumente und Maßnahmen des digitalen BGM lassen sich in folgende vier Kategorien einteilen:

Online-Coachings & Webinare
Gesundheitstipps, Yoga-Übungen, Kochkurse – all das und noch viel mehr lässt sich per Video-Stream live oder aufgezeichnet für die Mitarbeitenden online verfügbar machen. Die Online-Coachings und Webinare können dabei entweder in Gruppen oder einzeln genutzt werden.

Gesundheits-Portale
Unternehmen, die über ein Intranet oder ein Unternehmens-Wiki verfügen, können dieses als Plattform für ein Gesundheitsportal nutzen und hier die verschiedenen digitalen Lösungen andocken: Fitness-Videos, Kochkurse, Infos, Beratungs-Hotlines und noch vieles mehr.

Gesundheits-Apps
Apps gibt es für alle Smartphone-Varianten in den verschiedensten Ausprägungen: Rezeptideen für gesunde Ernährung, Trainingsprogramme, Kalorienrechner, Info-Apps zur Vorbeugung von Krankheiten und noch viele mehr. Für Unternehmen bieten sich ganzheitliche Lösungen an, die viele verschiedene Aspekte in einer App vereinen und die im Idealfall individuell darauf abgestimmt werden können.

Wearables
Dabei handelt es sich um kleine Mess-Geräte, die Bewegung, Puls, Blutdruck und ähnliches messen und die Daten zur Auswertung auf ein Smartphone übertragen (z.B. Smartwatches). Die komplette Belegschaft mit Wearables auszustatten ist eine recht hohe Investition. Jedoch kann man alternativ Wettbewerbe starten und „Schritte sammeln“: Ab einer gewissen Gesamtzahl an Schritten gibt es Prämien oder eine Unternehmensspende.
Ganz wichtig ist das Thema Datenschutz im digitalen BGM. Daher sollte der oder die Datenschutzbeauftragte schon ganz zu Beginn des Prozesses in die Planung mit eingebunden werden.
BGM und betriebliche Krankenversicherung (bKV)
Nur mit einer durchdachten Strategie und guter Planung bei der Umsetzung der Maßnahmen können Sie ein zielgerichtetes und effizientes betriebliches Gesundheitsmanagement etablieren, das effektiv die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden fördert. Eine besonders hilfreiche Maßnahme dabei ist die betriebliche Krankenversicherung. Mit einer bKV – die für die Mitarbeitenden meist kostenlos ist – erhöhen Sie nicht nur die Mitarbeiterzufriedenheit und Arbeitgeberattraktivität, sondern sorgen auch dafür, dass insgesamt weniger krankheitsbedingte Fehlzeiten anfallen. Daher ist die bKV bei Arbeitgebern und bei Arbeitnehmern gleichermaßen beliebt. Mehr Informationen dazu finden Sie auf unserer Seite zur betrieblichen Krankenversicherung.
